Wenn QB Colin Kaepernick wie angekündigt aus seinem Vertrag aussteigt, werden die Niners keinen einzigen Quarterback mehr für die kommende Saison unter Vertrag haben. Fürs Trainingscamp aber werden sie mindestens vier davon brauchen. Jetzt äußerte sich der neue Headcoach Kyle Shanahan auf der Combine in Indianapolis zu dem Thema - und schloss auch eine Rückkehr von Kaepernick nicht aus:
"Ich mache keine Tür zu", sagte er, "denn uns geht es drum, wer uns die beste Chance bietet, Spiele zu gewinnen. Kap ist eine der Möglichkeiten". Sein erwarteter Opt-Out-Schritt entbindet auf jeden Fall die Niners selbst von der Entscheidung, ob sie Kaepernick entlassen wollen, um die fast 15 Millionen Dollar zu vermeiden, die ihm 2017 zustehen würden. "Jetzt sitzt er im selben Boot wie jeder andere auch - und das macht die Dinge einfacher für uns", so Shanahans Meinung dazu. "Es war gut, mit ihm zu sprechen, aber nun schauen wir ihn uns auf den Filmen an so wie jeden anderen von Interesse auch".
Und das war dem Vernehmen nach auch die Botschaft, die Shanahan und Lynch gegenüber Kap vermittelten, als man sich traf: "Wir sagte ihm ganz direkt, Du bist genauso dabei wie all die anderen. Wir werden uns alle Free Agents ansehen, alle Trade-Möglichkeiten und auch die Draft und dann gehen wir den Weg der uns der beste erscheint." Shanahan glaubt, dass es kein Problem wäre, eine Offense zu bauen, die Kaepernicks Stärken ausspielt. So eine Art von Offense habe er schon einmal entworfen - 2012, als Robert Griffin III als Rookie zu den Washington Redskins kam.
Ab Ende der Woche dürfen die Niners mit für sie interessanten Free Agents verhandeln. Auch über Trades hat man sich Gedanken gemacht, bestätigte Shanahan. Aber ob Washingtons Kirk Cousins oder New Englands Jimmy Garoppolo überhaupt zu einem akzeptablen Preis in dieser Offseason verfügbar sein werden, sei mehr als unklar. Insofern sei auch der Gedanke da, ob man besser eine Saison warte in der Hoffnung, sie als Free Agents zu bekommen ohne dafür Draft Picks abgeben zu müssen:
"All das spielt eine Rolle. Einerseits musst Du Dich um die Leute bemühen, die Du haben willst. Aber Du musst auch klug sein, und Deine akuten Bedürfnisse mit denen mittel- und langfristig abwägen. Klar, Du möchtest gerne jetzt gewinnen, aber das kannst Du einfach nicht auf Kosten der Zukunft durchziehen".
Shanahan liess durchblicken, dass letztlich die Langzeit-Perspektive für die 49ers der entscheidende Punkt für ihn und General Manager John Lynch seien, was beide sich mit ihren Sechs-Jahres-Verträgen auch leisten können: "Wir sind sehr ehrgeizig. Aber wir werden nichts nur deshalb tun, weil wir ehrgeizig sind. Jeder will seinen Quarterback haben und sich danach keine Sorgen mehr um das Thema machen. Aber dafür muss der Richtige auch zu haben sein. Es werden eine Menge schlechter Entscheidungen getroffen, nur weil da jemand ehrgeizig ist."
Soll vermutlich heissen: Erwartet nicht den Super-Deal sofort. Shanahan formuliert das so: "John und ich wissen, dass es einen Weg gibt, solche Probleme zu vermeiden: Wenn Du Entscheidungen triffst, die vielleicht nicht die Aufsehenerregendsten sind, aber letztlich die besten für unsere Organisation".
Quellen: Matt Maiocco, CSN Bay Area Blog; Matt Barrows, Sac Bee Blog, 1.3.