Noten scheinen etwas aus der Mode zu kommen - aber von Grant Cohn gibt es welche. Inzwischen schreibt er für Sports Illustrated:
Quarterback: D plus
Seinen Zahlen zufolge hat er gut gespielt. Sein Rating war 103, er warf zwei TDs und keinen Turnover. Außerdem fehlten ihm Starting Center Weston Richburg, Backup Center Ben Garland, die starting Receiver Deebo Samuel und Brandon Aiyuk. Und Kittle verletzte sich am Knie und war in der zweiten Hälfte ohne Wirkung. Garoppolo spielte mit Handicap, und dafür kann er nichts. Aber er ist mit schuld daran, dass sich Kittle am Knie verletzt hat. Garoppolo warf da einen einfachen Screen-Pass zu ihm, Kittle musste springen, um an ihn ranzukommen, wurde bei der Landung gewackelt und überdehnte sein Knie. Sobald Kittle verletzt war, war nicht mehr viel mit Garoppolo: 8 von 17 Pässen in der zweiten Hälfe, und bei Third Downs und in der Red Zone war er das ganze Spiel über schrecklich. Trotzdem hätte er die Cardinals beim letzten Drive schlagen können. Aber er unterwarf Kendrick Bourne, der in der End Zone weit offen war. Garoppolos Wurf gab CB Peterson die Zeit, den Pass doch noch abzuwehren. Garoppolo ist nicht weit besser als letztes Jahr. Es war von Anfang an ein Traum zu glauben, er werde einen riesigen magischen Schritt vorwärtskommen machen im zweiten Jahr als Vollzeitstarter. Garoppolo hatte weder OTAs noch ein Minicamp oder eine Preseason. Bis er reift, wird er mehr Zeit brauchen.
Running Backs: B plus
Die Backs holten zusammen 108 Yards auf dem Boden und 161 Yards über die Luft. Ohne Mostert, McKinnon, Coleman und Juszczyk hätten die 49ers auch mit null Punkten dastehen können. Mostert und McKinnon machten die zwei Touchdowns und Jusczcyk font einen 41-Yard-Pass. Manhattan mal zu Jeff Wilson Jr. werfen sollen. Er schlug die Cardinals letztes Jahr mit einem Red-Zone-TD. Dieses Jahr hatte er null Touches.
Wide Receivers: D
Man ging mit nur vier gesunden Receivers ins Spiel - Kendrick Bourne, Dante Pettis, Trent Taylor und Richie James Jr. Am Ende waren es noch drei, weil James sich den Oberschenkel zerrte. Ob man wohl Emmanuel Sanders hätte brauchen können? Kendrick Bourne spielte gut und fing zwei von fünf Würfen. Er hätte vermutlich öfter angeworfen werden sollen. Aber als er beim letzten Drive on der End Zone offen war, sah ihn Garoppolo nicht. Nicht Bournes Fehler. Die 49ers-Offense wird Probleme haben, bis Samuel zurück ist. Ohne ihn geht es nicht.
Tight Ends: D
Kittle kam auf vier Catches für 44 Yards in der ersten Hälfte, aber war mit seiner Verletzung in der zweiten Hälfte nur ein Ablenkunsgsobjekt. Sein Backup Jordan Reed fing nur zwei Pässe über 12 Yards. Man sah, dass er ein Jahr lang nicht Football gespielt hatte.
Offensive Line: D
Third-Stringer Hroniss Grasu musste auf Center starten, weil die 49ers so viele Verletzte haben. Und First-String Guard Daniel Brunskill liess einen Sack zu. Pass Protection war ein Problem, weshalb die 49ers Garappolo die meiste Zeit aus der Shotgun spielen liessen. Und auch er schien sich wegen des Pass Rushes Sorgen zu machen. Er trug eine fette Kniestütze an seinem linken Bein, was er im Camp nicht getan hatte. In der Pocket wirkte Garoppolo zeitweise unruhig. Die Offensive Line hat ihm nicht gross geholfen.
Defensive Line: B minus
Sie setzte Murray in den ersten drei Quarters unter Druck und zwangen ihn zu vielen Screenpässen. Aber dann wurde man müde, wie zu erwarten war. Kein NFL-Team ist im Moment voll austrainiert. Und von da an konnten die Linemen Kyler Murray nicht mehr in Schach halten. Kerry Hyder und Arik Armstead liefen immer wieder wild ins Backfield, was riesige Fluchtrouten für Murray öffnete. Dieser erlief 91 Yards mit 13 Versuchen und einen Touchdown. Die 49ers wusste vorher, dass man Murray in der Pocket halten musste und schafften genau das nicht. Seltsam für eine so dominante Defense, die sich die gesamte Offseason auf Murray einstellen konnte.
Linebacker: B minus
Fred Warner und Kwon Alexander machten zusammen 19 Tackles. Aber wann immer man Murray hätte kriegen müssen, kriegte man ihn nicht. Alexander war vor allem auf Murray angesetzt, aber er lief sich entweder aus dem Play oder er wurde geblockt. Die 49ers brauchen einen besseren QB-Spy - im Idealfall jemanden, der schnell genug für so etwas ist.
Defensive Backs: C minus
Sie liessen bei WR DeAndre Hopkins 14 Catches bei 16 Würfen über 151 Yards zu. Man wusste, dass man eigentlich nur diesen einen Receiver stoppen musste, und man brachte es nicht hin. Er fing enorme 88 Prozent seiner Targets. Die 49ers stehen gerne in der Cover 3 oder in der Three-Deep-Zone-Defense, weil das Richard Sherman entgegenkommt. Aber es macht den Rest der Defense verwundbar. Hopkins lief durch die Reihen wie ein Kind, dass am Geburtstagsfest durch den Rasensprenger läuft.
Special Teams: D
Sie liessen einen geblockten Punt zu, was schnell zu einem Arizona-TD führte. Die 49ers schlugen sich selbst.
Coaches: F
Shanahans Offense kam zwar auf gute 6,8 Yards pro Play, aber sie war nicht lange genug auf dem Feld, weil man 2 von 11 bei Third Downs war und 1 von 4 in der Red Zone. Das ist die vierte Saison in Folge, in der das Team beim Auftaktspiel Probleme hatte. 2017 schaffte man drei Punkte, 2018 16 Punkte, 2019 17 Punkte. Man sollte glaube, eine Offensive Guru wie Kyle Shanahan hätte seine Unit auf Zack, wenn die Saison beginnt, so wie andere Offensive Gurus. Und damit zu Defensive Coordinator Robert Saleh: Er wusste seit Monaten, dass man Murray in der Pocket halten muss und dass man für einen Receiver eine Antwort braucht - Hopkins. Aber Saleh gelang beides nicht. Also verloren die 49ers gegen ein schwächeres Team zu Hause und werden nun einiges zu tun haben, um dieses wieder zu überholen. Sozusagen der Start zur „Rache-Tour“, was immer das auch heissen wird.
Quelle: Grant Cohn, Sports Illustrated