Teil Eins gibt es
hier
Der Lohn für diesen Ansatz? Ich glaube, es gibt kein Team, dass „tougher“ ist als die 49ers. Wenn das Team wie gegen Tennessee oder die Seahawks scheinbar komfortable Führungen verspielt, liegt es sicher nicht am Mindset sondern an der zweitweise fast schon zur Perfektion gebrachten Fähigkeit, sich selbst ein Bein zu stellen. Wie sonst als mit einer Mischung aus unbändigem Willen und Vertrauen zueinander und in die eigenen Fähigkeiten wären die letzten Siege zu erreichen gewesen? Während hochgelobte Konkurrenten aus Dallas, Green Bay, Arizona, Tennessee und auch Tampa Bay sowie zeitweise Los Angeles in den Playoffs in entscheidenden Momenten versagten und nicht in der Lage zu sein schienen bis zur letzten Minute harten Footballs spielen zu können, hatten die Niners noch etwas zuzulegen.
Das mag sicherlich auch an der Teamzusammensetzung liegen. Wir haben uns bis zur Mitte der Saison alle gefragt, ob es nicht ein sehr großer Fehler gewesen sei, den Leader DeForest Buckner vor zwei Jahren gehen gelassen zu haben? Jetzt – wo es drauf ankommt – wird „DeFo“ glücklicherweise nicht mehr vermisst. Vielleicht haben die Niners doch mehr Leader im Locker Room als wir glaubten. Eventuell sind auch manche Spieler im Laufe der Saison gewachsen.
Ein Spieler, den ich hier ganz besonders herausheben möchte, ist Arik Armstead. Ich kann mich noch sehr gut dran erinnern, dass Martin mich in der 2015er-Ausgabe der Webradio-Draft-Sendung fragte: Wen (fürchtest Du) werden die 49ers holen bzw. welchen Spieler sollten Sie auf keinen Fall verpflichten? Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Arik Armstead“. Zu meiner Verteidigung: mir wurde nicht widersprochen. Was ich aber nicht schön reden kann: ich weiß nicht, wo wir heute stehen würden, hätten wir tatsächlich Trae Waynes gedraftet.
Arik Armstead hat stattdessen eine sehr gute Saison hinter sich und ist insbesondere in den letzten Wochen für spielentscheidende Plays verantwortlich (z.B. jüngst gegen die Packers mit einem wichtigen Sack vor dem geblockten Punt). Laut PFF
(*) ist er auch in allen drei Phasen (Run D, Passrush und Coverage) der bessere Spieler als DeForest Buckner wurde jüngst von DeMeco Ryans geadelt: „Sein selbstloser Spielstil ist ein ausschlaggebender Grund für unseren Erfolg in der Run Defense.“
Er ist ein Musterbeispiel dafür, dass die Verantwortlichen bei ihrem Entscheidungen einem Plan folgen – der wohl doch häufiger aufgeht als zum Rohrkrepierer zu mutieren. Nicht jede Entscheidung kann richtig sein – wenn man aber am Ende mehr gute als schlechte Entscheidungen trifft, ist der Weg zum Erfolg (dauerhaften Playoff-Contender) geebnet.
Ein paar weitere gute Entscheidungen, die sich am Ende einer kräftezehrenden Saison auszahlen:
• Die vermutlich tatsächlich etwas überbezahlten Robbie Gould und Kyle Juszczyk sind momentan jeden Cent wert.
• Erst in Runde 3 wurde mit Ambry Thomas ein Cornerback gedraftet – wo diese Position doch offensichtlich den größten Need darstellte. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase (er setzte am College 2020 aufgrund der Pandemie aus) ist er momentan ein echter Grundpfeiler im Defensive Backfield.
• Erneut ist es gelungen, die Defensive Line mit weiteren Rollenspielern auszufüllen. Die Neun-Mann-Rotation schafft es nicht nur, den Ausfall eines Superstars wie Nick Bosa fast zu kompensieren (s. Dallas) sondern wird mit fortschreitendem Verlauf einer kräftezehrenden Saison immer dominanter. Erinnert sich noch jemand an Kerry Hyder? Seine 8,5 Sacks aus der Vorsaison wurden fast von Neuzugang Arden Key (6,5) wiederholt – der allerdings eine Millionen Dollar günstiger ist.
• Ein weiterer Spieler, den wir Fans nur ungerne ziehen ließen, war Kendrick Bourne. Mittlerweile hat es sich längst ausgezahlt, auf eine Leistungssteigerung bei Jauan Jennings zu setzen.
• Einmal mehr wurde Value in einer späten Runde gefunden: Elijah Mitchell hat eine beeindruckende Rookiesaison hinter sich und die Niners sind mit ihm definitiv ein anderes Team.
• Shanahan war zu Beginn der Saison offensichlich unzufrieden mit der Leistung von Brandon Aiyuk. Dessen Leistungssteigerung seit der Bye-Week lässt vermuten, dass die richtigen „Knöpfe“ gedrückt wurden.
• Auch das für Trent Williams in die Hand genommene Geld ist gut angelegt.
• Den nicht immer sattelfesten Dontae Johnson zurückzuholen, der Kader, Scheme kennt sowie mehrere Positionen spielen kann und jede Menge Erfahrung mitbringt.
• Zum Teil erzwungene Positionswechsel von Bosa und Armstead.
• Die Tiefe im Kader ist weiterhin gegeben.
Selbstverständlich hätte es noch besser laufen können, wenn in den ersten beiden Draftrunden seit 2017 mehr Treffer gelandet worden wären. Aber bitte nicht außer Acht lassen: Lynch und Co. haben seit dem u.a. Brandon Aiyuk, Nick Bosa, Dre Greenlaw, George Kittle, Deebo Samuel und Fred Warner gedraftet.
(to be
continued)
(*) Sicherlich ist PFF nicht die „Wahrheit“ aber ein Fingerzeig, wie die Spieler performen.