Und noch ein Kommentar, der sich mit der Trendwende der letzten Wochen befasst (der letzte von mir). Wer keine Lust auf eine weitere "Lobhudelei" hat: im Grunde ist Maiocco der Meinung, dass Shanahan nach den jüngsten Leistungen ein gewisses Maß an Lob verdient - da seine (ehemals) fraglichen Entscheidungen nun in einem anderen Licht erscheinen.
Vielleicht - nur vielleicht - ist Kyle Shanahan doch qualifizierter als 49ers-Headcoach als jeder, der dachte, das Team besser zu kennen als er.
Ist es ein verrückter Gedanke?
Nacht acht Spielen hat Shanahan eine Menge Kritik einstecken müssen – ja, auch von uns. Bei einem Record von 3-5 empörten sich die sozialen Medien und wiesen ihm Defizite in vielen Bereichen nach.
Er war desinteressiert.
Er hatte das Team nicht im Griff.
Er traf mit Jimmy Garoppolo und Trey Lance ganz offensichtlich die falschen Entscheidungen.
Er war kleinlich gegenüber Brandon Aiyuk.
Er hatte zu wenig Geduld mit Trey Sermon.
Er hatte zu viel Geduld mit Josh Norman.
Oh, und er hat sein Gespür als Spielleiter verloren, und er war als Spielleiter überfordert.
Aber in den letzten zwei Wochen hat sich vieles verändert. Am bemerkenswertesten ist, dass die 49ers am Tiefpunkt angekommen, mit den beiden höchsten Saisonsiegen reagierten.
Das sagt einiges aus.
Als Shanahan die 49ers übernahm, war ich mir nicht sicher, ob er in schlechten Phasen die Ruhe bewahren könne und nicht zu voreilige Entscheidungen treffe. Ich sprach mit Leuten in der Liga. Demnach hatte er den Ruf, sich zu sehr von Emotionen leiten zu lassen. Eigentlich eine gute Kombination mit dem eher würdevollen John Lynch, der als General Manager der 49ers die Stimme der Vernunft sein sollte.
Nun wird diese Saisonhälfte sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Shanahan in seiner Rolle an der Spitze einer Footballorganisation mit Widrigkeiten konfrontiert wurde. Aber es war seine erste echte Erfahrung mit der Wucht unerfüllter Erwartungen arbeiten zu müssen.
Die 49ers galten als Anwärter auf die NFC West und sogar einen möglichst tiefen Playoff-Run. Shanahan und Lynch heckten die Idee aus, bis zur Nummer drei im Draft hochzutraden, um sich den Quarterback der Zukunft zu sichern. Ihr Plan sah vor, Garoppolo als Starter zu behalten, während Lance hinter den Kulissen aufgebaut werden sollte.
Außerhalb der Organisation ergriffen die Leute Partei für die eine oder andere Seite. Doch innerhalb gab es keine Anzeichen für Uneinigkeit, Risse oder Reibereien. Dies heißt nicht, dass es eine einfache Zeit war. Shanahan - im Umgang mit den Medien offener und geduldiger als andere in derselben Position - hat sich behaarlich gegen die ständigen Fragen gewehrt, was er falsch macht.
Die anderen vier Quarterbacks der ersten Runde des Draft wurden zu Stammspielern. Uns wurden einige Highlights von Justin Fields und Mac Jones gezeigt. Die Chicago Bears und die New England Patriots wurden als Blaupausen genannt, wie Shanahan die Situation handhaben sollte.
Und Shanahan? Er hat uns die ganze Zeit nonverbal durch seine Entscheidungen mitgeteilt, dass Garoppolo den 49ers im Moment die besseren Chancen gibt, Spiele zu gewinnen als Lance. Er hat sich öffentlich hinter Garoppolo gestellt und gesagt, er spiele gut - auch wenn dies nicht der Fall zu sein schien.
Nun, dieser Teil ist klar.
Garoppolo verdient viel Anerkennung dafür, wie er seit dem Colts-Spiel gespielt hat. Noch beeindruckender ist die Art und Weise wie er mit der peinlichen Situation umgegangen ist. Gegen die Indianapolis Colts war er schlecht. Aber vielleicht hätten wir alle durchatmen und erkennen sollen, wie schwierig es für jeden Quarterback gewesen wäre, in einem atmosphärischen Fluss gut zu spielen. Ich war mir nicht sicher, wieviel Garoppolo wirklich noch in die Geschicke der 49ers investiert; wo er doch wusste, dass er nicht mehr lange beim Team bleiben würde.
Aiyuk ist ein besserer Spieler, aufgrund der Art und Weise wie Shanahan mit dieser Situation umgegangen ist. Nun arbeitet er härter, und dies zeigt sich in seinen Leistungen.
Trotz seiner Strafen hat Norman genug Plays gemacht, die seine Aufstellung rechtfertigen. Auch der behutsame Umgang mit Sermon hat sich am Sonntag ausgezahlt, als er einige wichtige Spielzüge zum Sieg beisteuerte.
Unsere Meinungen werden durch den Zugang zu Informationen gebildet. Wenn sich diese ändern, ändern sich auch die Meinungen.
So wissen wir nicht, ob die 49ers ihren Lauf am Sonntag gegen die Minnesota Vikings fortsetzen werden. Aber in einer Liga, in der kein Team ein klarer Favorit für die Postseason zu sein scheint, haben die 49ers jetzt so gute Chancen wie jedes andere Team.
So wie Shanahan die Schuld bekam, als die Dinge schief liefen, verdient er nun ein entsprechendes Lob, wenn sich all seine einst fragwürdigen Entscheidungen auszahlen.
Quelle: Matt Maiocco, NBC Sports Nay Area, 22.11.2021.